3.9       Geldverkehr mit dem Ausland

Es erscheint aus heutiger Sicht unwahrscheinlich, dass die G20 sich im Sinn einer Vollgeldreform abstimmen. Damit erhebt sich die Frage, ob es einem einzelnen Land möglich ist, eine Vollgeldreform durchzuführen. Anders gefragt: Wäre eine einzelne Vollgeldwirtschaft international anschlussfähig? Wären feindliche Reaktionen der Devisen- und Finanzmärkte zu erwarten, und könnten solche eine Vollgeldreform zunichte machen? Wären die Benutzer einer reformierten Währung gegenüber den Benutzern anderer, nicht reformierter Währungen nicht benachteiligt? Sind Schwierigkeiten bei der Abwicklung des Zahlungsverkehrs mit anderen Ländern zu erwarten? Könnte es zu einer Kapitalflucht kommen?

Das sind bedeutende Fragen. Aber soweit sie Besorgnis ausdrücken, sind sie in der Sache unbegründet, wiewohl mit eigeninteressierten Widerständen und ideologieverhafteten Reaktionen jederzeit zu rechnen ist.

Vollgeld würde im in- und ausländischen Zahlungsverkehr genauso benutzt wie das heutige Geld, mit denselben Buchhaltungsmethoden und technischen Zahlungssystemen. Genauso wie normale Bankkunden würden auch deren ausländische Geschäftspartner ohne ausdrücklichen Hinweis überhaupt nicht bemerken, dass eine Reform durchgeführt wurde. Sie werden ihre täglichen Zahlungen und Geldgeschäfte weiter so durchführen wie bisher.

Auch die marktvermittelte Konvertibilität einer Vollgeldwährung braucht wegen einer Vollgeldreform nicht eingeschränkt zu werden, ebenso wenig der freie internationale Kapitalverkehr und der Außenhandel. Ob ein Staat bzw eine Zentralbank den Wechselkurs ihrer Währung floaten lässt oder diskretionär festlegt, ist eine Frage, die mit dem Für und Wider einer Vollgeldordnung nicht per se zusammenhängt. Fragen des freien oder kontrollierten internationalen Devisen- und Kapitalverkehrs sowie der freigegebenen oder kontrollierten Wechselkurse bleiben auch in einer Vollgeldzukunft politische Fragen, deren Handhabung sich aus der Geldordnung selbst nicht direkt ergibt.

Es gibt auch keinen Grund für eine Kapitalflucht weg von der Währung, die als erste reformiert würde, bzw keinen Grund für ausländisches Kapital, ein solches Land zu meiden. Im Gegenteil. Die Inflation innerhalb eines Vollgeld-Währungsraums wird wirksam zu kontrollieren sein, das heißt das Preisniveau und der Außenwert der Währung werden von daher stabil sein. Das Zinsniveau, wenn überhaupt verändert, dürfte wegen der Schuldenfreiheit der Geldbasis und der geringeren staatlichen Schuldenaufnahme eher niedriger als in anderen Ländern zu liegen kommen. Dies wird wiederum für die realwirtschaftliche Entwicklung von großem Vorteil sein. Stabile Währung, stabile Preise, günstige Kapitalverfügbarkeit und gute Konjunktur, alles das sind beste Gründe für ausländisches Kapital, sich in einem Vollgeldland zu engagieren, und beste Gründe für inländisches Geld und Kapital, seine Anlage im Inland zu suchen, unbeschadet von Auslandsengagements wie sie in einer international verflochtenen Wirtschaft nur natürlich sind.