Private Kryptowährungen versus digitales Zentralbankgeld

Das Thema 'Private Kryptowährungen versus digitales Zentralbankgeld' hat zwei Aspekte – eine ordnungspolitische Dimension, zum anderen die Frage der ökono­mischen Effizienz der Zahlungsmittel. In beider Hinsicht spricht derzeit wenig für private Kryptos.

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Kryptos können leicht und schnell übertragen werden, auch über Grenzen hinweg. Aber sind sie auch durchweg billiger als herkömmliche Überweisungen? Keineswegs —>
Digital Wallets with the Highest Transaction Costs: What You Need to Know Before Transferring Funds, by Barry Elad / Kathleen Kinder, CoinLaw, July 27, 2025.

Die Zukunft des Geldes zwischen digitalem Zentralbankgeld (Vollgeld) und Stablecoins. Das Beispiel Diem

Bild: Cashkurs

Bild: Cashkurs

Die Zukunft des Geldes ist digital – und welches Geld dabei zum dominanten, system­bestimmenden Geld wird, entscheidet sich im Konkurrenzkampf zwischen digitalem Zentralbankgeld (Vollgeld, zum Beispiel als digitaler Euro) und Stablecoins von neuen Finanzkorporationen. Der prototypische Fall war Diem, das modifizierte Nachfolgekonzept der von Facebook 2019 initiierten Stablecoin Libra. Ob zwischen digitalem Zentralbankgeld und Stablecoins auf lange Frist noch für andere Geldarten Platz bleibt – insbesondere für Bankengeld, oder auch Geldmarktfonds als Zahlungsmittel – ist fraglich.

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Die Libra - Facebooks Projekt einer privaten globalen Digitalwährung. Eine Einschätzung

Bild: sueddeutsche zeitung

Bild: sueddeutsche zeitung

Im Juni 2019 präsentierte die Facebook-initiierte Libra Association das Vorgängerprojekt des Diem: die Libra als internationale Korbwährung. Die Libra sollte 2020 in Betrieb gehen, stieß aber auf geschlossene Ablehnung der Zentralbanken und der Politik. Zu Recht. Das hier vorgelegte Papier unternimmt eine Einschätzung der Sache.

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Olaf Scholz, Finanzminister

Olaf Scholz, noch als Finanzminister

Noch als Finanzminister sagte Olaf Scholz 2019 im Fernsehen: “Die Herausgabe einer Währung gehört nicht in die Hände eines Privatunternehmens, denn sie ist ein Kernelement staatlicher Souveränität." Wie wahr.
2020 erklärte Scholz in einer Mitteilung des Finanzministeriums erneut: "Wir haben zur Kenntnis genommen, dass das Libra-Projekt nun in einem neuen Gewand - unter der Marke Diem - loslegen möchte … Aber, ein Wolf im Schafspelz bleibt ein Wolf … Deutschland und Europa können und werden einen Markteintritt nicht akzeptieren, solange die Risiken nicht angemessen regulatorisch adressiert sind … Wir müssen alles dafür tun, damit das Währungsmonopol in der Hand der Staaten bleibt."
Aus Vollgeldsicht soll es dafür an Unterstützung nicht mangeln.

Norbert Häring

Anlass für Norbert Häring, einen aufschlussreichen Kommentar zum Thema Politik, Banken und Libra zu verfassen:
Scholz wirbt für eine Vollgeld-Reform und die Deutsche Bank für Bargeld

Thomas Mayer FvS Okt 2019 Portrait.jpg

Ein Artikel von Th. Mayer zum Thema:
Ein digitaler Euro in Konkurrenz zu Libra (Juli 2019).   


Jonas Groß, Bernhard Herz, Jonathan Schiller über Libra - Konzept und wirtschaftspolitische Implikationen, Wirtschaftsdienst, Heft 9, 2019, 625-631.

U.S. Gesetz verbietet digitalen Dollar.
Fortgesetzte Privatisierung des Geldes stellt Geldhoheit in Frage

Am 18. Juli 2025 unterzeichnete Präsident Trump ein vom US Kongress verabschiedetes dreiteiliges Gesetzespaket. Es beinhaltet
- den GENIUS Act (Guiding and Establishing National Innovation for U.S. dollar-denominated Stablecoins)
- den CLARITY Act mit Regelungen betreffend Kryptowährungen wie Bitcoin und deren Handelsbörsen, sowie
- den ANTI-CBDC Surveillance State Act, d.h. Gesetz gegen einen CBDC-Überwachungsstaat.

Letzteres ist der bemerkenswerte und kontroverse Teil des Pakets. In Übereinstuimmung mit Trump’s Präsidentenorder vom 23. Januar verbietet es diees Gesetz der US Zentralbank (Federal Reserve) einen digitalen Retail-Dollar zur Verwendung des Nicht-Banken Publikums (Firmen, Individuesn etc.) in Umlauf zu bringen. Die direkte Ausgabe wird ebenso verboten wie eine indirekte Ausgabe über Zahlungsdienste, darunter auch die Banken in dieser Funktion.

Das Gesetz gilt nicht für die Entwicklung eines digitalen Wholesale-Dollars für der Gebrauch unter Banken und anderen Großbetragszahlern mit Zentralbank-Konten. Für diese Klientel ist ein digitaler Wholsesale-Dollar eine Ergänzung ihrer privilegierten Nutzung von Reserven (Zentralbank-Buchgeld).

Unabhängig davon treten die mit dem Gesetz geförderten Stablecoins gleichwohl in direkte Konkurrenz zum Bankengeld. Soweit Stablecoins Bankengeld ersetzen, wird sich die Erwartung einer erweiterten Geldmenge als Grundlage erweiterter US-Staatsschulden nicht erfüllen.

Das Anti-CBDC Gesetz wird offiziell begründet mit dem Schutz privater Transaktionen vor einem durch digitales Zentralbankgeld angeblich drohenden Überwachungsstaat (substanziiert wird das nicht). Der tatsächliche Grund dürfte darin liegen, private Stablecoins gegen die Konkurrenz eines digitalen Zentralbankgelds abzuschirmen. Damit erhalten Stablecoins im Marktsegment vermögensbesicherter digitaler Zahlungsmittel eine privilegierte Alleinstellung.

• The Genius, Clarity, and Anti-CBDC Acts, Kiplinger, as of July 24, 2025 House passes historic crypto bill, CBS News, 17 July 2025.
• Trump Signs Stablecoin GENIUS Act: Here’s What To Know, Forbes 17 July 2015.

Anscheinend haben der konservative Teil der Zentralbanker, die Bankenlobby und die Big Tech Kryptolobby vorerst die Oberhand behalten. Freilich bilden diese drei keine ‘Einheitsfront’. Denn im Publikums-Zahlungsverkehr unter Nichtbanken stehen
1. Zentralbankgeld (Bargeld)
2. Bankengeld (Kontobuchguthaben bei Banken)
3. die verschiedenen neuen privaten Kryptowährungen
in unmittelbarer Konkurrenz zueinander.

Die Geldhoheit der US Federal Reserve und des US Treasury (Finanzministerium) ist an kleine Münzen, Dollarnoten und Zentralbank-Reserven gebunden. Mit dem allmählichen Verschwinden des Bargelds und dem nur fraktionalen Reservenbedarf der Banken hat sich diese Geldhoheit bereits erheblich vermindert zugunsten der systemischen Dominanz des Bankengelds. Dieses hat damit einen para-staatlichen Status erlangt.

Durch die einseitige Förderung von Stablecoins und das Verbot eines digitalen Dollars wird sich der Prozess der Privatisierung des Geldes weiter intensivieren. Zunächst mag das zur Stärkung der Dollar-Hegemonie beitragen. Aber der verbleibende Teil der staatlichen Geldhoheit - die Währungshoheit als offizielle Denominierung und Recheneinheit des Geldes - droht zu einer hohlen Muschel zu werden: Das Geld in eigenem Namen wird weiterhin den Wert von US Dollar repräsentieren, aber der Löwenanteil davon wird noch mehr als schon heute privat emittiertes Geld für privaten Gewinn sein.

Im Fall einer Krise jedoch werden sich US Treasury und Federal Reserve zweifellos weiterhin gezwungen sehen, als Garanten und Refinanziers der privaten Geldemittenten zu dienen.

The Rise of Dollar Stablecoins and the Erosion of European Monetary Autonomy, by Julian Cruz, AInvest, July 28, 2025.

Stable Coins: die nächste amerikanische Herausforderung, von Thomas Mayer, Flossbach von Storch Research Institute, 24 Juli 2025.

The GENIUS Act and the US Cryptomercantilism: Which Challenges for Europe and the Euro? by Jens van t’Klooster, Edoardo D. Martino, Eric Monnet, Faculty of Law Blogs, Oxfords University, 28 July 2025.

From hype to hazard: what stablecoins mean for Europe, by J. Schaaf, ECB Blog, July 28, 2025.