Theorie dominanten Geldes (Teil I)
Die Hierarchie des Geldes und die historischen Tidenwechsel in der Zusammensetzung des Geldangebots
Dieses Papier entwirft eine Theorie dominanten Geldes, das heißt, desjenigen Zahlungsmittels, welches das Geldsystem und die Geldpolitik in einer bestimmten Epoche determiniert. Seit der frühen Moderne hat es gleichsam drei Tidenwechsel in der Zusammensetzung des Geldangebots gegeben, jeweils mit dem Aufstieg einer neuen Art von Geld: unreguliertes Papiergeld seit den 1660er Jahren, der Aufstieg von Zentralbanknoten als einem gesetzlichen Zahlungsmittel gegen Mitte des 19. Jhds, und der Aufstieg des Bankengelds (Giralgeld) seit um 1900.
Die taxonomische Analyse der heutigen Dominanz des Bankengelds (Giralgeld) zeigt eine drei- bis vierstufige Hierarchie der Arten und Formen von Geld, wobei das Bankengeld den Höhepunkt seiner Dominanz erreicht hat und sich einer Situation der geldpolitischen Unregierbarkeit nähert. Ein neuerlicher Tidenwechsel setzt ein – wie in Teil II dieses Papiers dargelegt – durch den digitales Vollgeld der Zentralbank (DV/CBDC) zur neuen dominanten Geldart aufsteigt.
Teil I lesen > Taxonomie des Geldes und monetäre Tidenwechsel
Zu Teil II wechseln > Der Aufstieg des digitalen Vollgelds der Zentralbanken (DV/CBDC)
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Das heutige Geldsystem mit gesplittetem Kreislauf von Reserven und Giralgeld.
Funktionsweise, Disfunktionen und Ausblick
Dieser Artikel erklärt die wichtigsten Komponenten des Geld- und Bankensystems bezüglich der Fragen, wie Geld geschaffen wird, wie es im Zahlungssystem zirkuliert, wie es zeitweilig stillgelegt und reaktiviert, und schließlich gelöscht wird. Ohne das zu wissen, kann man nicht verstehen, warum in Sachen Geld und Finanzen vieles nicht so funktioniert wie es sollte.
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Eine englische Version dieses Artikels wurde publiziert unter dem Titel > Single-circuit reserve banking in der real-world economics review, no. 80, 26 June 2017, 63-84.
Currency versus Banking. Bezugsrahmen von bleibender Bedeutung
Currency- und Banking-Lehren sind gegensätzliche Auffassungen darüber, wie ein modernes Geld- und Bankensystem mit ‘aus dem Nichts’ schöpfbarem Fiatgeld funktioniert und wie es ausgestaltet sein sollte. Die Currency School in den 1830/40er Jahren vertrat die Auffassung, dass Währung und offizielle Zahlungsmittel eines Landes unter gesetzlicher Kontrolle stehen müssen, da sonst Fehlentwicklungen und Krisen Vorschub geleistet wird. Sie trat damit der Banking School entgegen, die schon damals glauben machen wollte, freie Banken auf unregulierten Geld- und Finanzmärkten würden von ganz alleine die beste aller Finanzwelten hervorbringen. Die Kontroverse scheint weitgehend vergessen, obwohl sie heute mehr denn je von großer politischer Bedeutung ist. Die meisten der heutigen Geldreform-Initiativen sind faktisch neue Currency-Lehren.
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Eine zusammenfassende Synopse zum Thema >
Eingeschränkte Sicht - Die keynesianische Denkwelt gegenüber Giralgeldkritik und Vollgeldreform
Im Vergleich zu anderen Lehrmeinungen fällt die Kritik am Vollgeldansatz von Seiten eines Nachfrage-Keynesianismus, Links-Keynesianismus, Monetär-Keynesianismus, Post-Keynesianismus und der Modern Money Theory zwar heterogen, gleichwohl meist ablehnend aus. Auch wenn diese Richtungen keynesianischer Herkunft sich unterscheiden, haben sie anscheinend alle ein tiefer sitzendes Problem mit der kritischen Analyse des bestehenden Giralgeldregimes. Woher rührt das Problem? Warum gehören so viele Vertreter der keynesianischen Denkwelt zu den größten Kritikern der Finanzmärkte und zugleich zu den treuesten Verteidigern des bestehenden Geld- und Bankensystems? Man scheint darin nicht den eklatanten Widerspruch zu sehen, der es ist.
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Circuitismus - Geldtheorie und Kreislaufmodell
Der Circuitismus ist ein französisch-italienischer Ableger des Postkeynesianismus aus den 1960–90er Jahren. Die Bezeichnung bezieht sich auf ein spezielles Modell des Geldkreislaufs. Der Circuitismus beinhaltet die wichtigsten Einsichten des Keynesianismus und Postkeynesianismus in die Funktionsweise des Geld- und Bankensystems.
Andererseits weist auch der Circuitismus die typischen Mängel der Geldtheorien keynesianischer Herkunft auf. Die Geld- und Bankentheorie des Circuitismus ist in wichtigen Punkten unvollständig; sie kümmert sich nicht um die Frage der optimalen Geldmenge; sie ignoriert die Realität einer finanzwirtschaftlichen Sphäre von nicht BIP-wirksamen Transaktionen; sie hat ein verkürztes Verständnis von Chartalismus; ebenso verkennt sie die Funktionsprobleme des bestehenden Giralgeldregimes (fractional reserve banking).
So kommt es, dass der Circuitismus zwar die 'Macht der Banken' in Frage stellt, er aber dennoch, darin ähnlich der MMT, faktisch eine Version der Real Bills Doktrin in der Tradition der Banking School vertritt, anstatt den Horizont zu öffnen in Richtung einer Neuen Currencylehre auf der Höhe der Zeit, eines vollständigen Chartalismus und Vollgeldkonzeptes.
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Die Modern Money Theorie (MMT)
Auf den ersten Blick scheinen die amerikanische MMT und die auf dieser Website vertretene Vollgeldtheorie enge Verwandte zu sein. Wie man sich doch täuschen kann! Schnell stellt sich heraus, dass die MMT, entgegen ihrem Anspruch, chartalistische Währungstheorie zu sein, viel eher Bankinglehren unterstützt. Was wirtschaftliche Ungleichgewichte, Defizite und Schulden angeht, stellt die MMT eine Reihe Tatsachen-verdrehender Postulate auf, die falsche Verheißungen machen.
Hier sind zwei Papiere zum Thema, teils ähnlichen Inhalts. Das erste fokussiert auf die Unterschiede zwischen Vollgeldtheorie und MMT, das zweite diskutiert die MMT-Postulate noch etwas detaillierter:
• Vollgeldtheorie und Modern Money Theorie – eng verwandt? >
oder als PDF ausdrucken > (6 Seiten)
• Modern Money Theorie - die falsche Verheißung >
oder als PDF ausdrucken > (18 Seiten)
Außerdem
• ein Artikel zur MMT von Norbert Häring im Handelsblatt > Eine neue Geldtheorie spaltet die Wirtschaft, 16 März 2019
• Philipp Immenkötter: MMT - ein ansteckender Virus, Flossbach von Storch Research Institute, 27 Mai 2019.
• Hanno Beck/Aloys Prinz: Wie revolutionär ist die Modern Money Theory? Wirtschaftsdienst, Heft 6, 2019, 415-420.
Die österreichische Schule und die Neoaustrians
Die österreichische Schule war eine der wenigen Strömungen der neoklassischen Ökonomik, die das Regime des Bankenkreditgelds sehr kritisch betrachtete. Jedoch sucht sie die Gründe für die Funktionsprobleme des fraktionalen Reservebanking beim Staat und den Zentralbanken, nicht jedoch in einem Geld- und Finanzmarktversagen und dem Geschäftsgebaren der Banken selbst. Bei Hayek hatte das Marktergebnis geradezu den Status eines Gottesurteils.
• Hierzu ein Text > Neo-Austrians zwischen Free Banking, Goldstandard und 100% Reserve. Überlegungen anlässlich der Lektüre von Huerta de Soto.
Real- und Finanzwirtschaft, oder
Die Hemisphären der Finanzwirtschaft: BIP-Finanzen und Nicht-BIP-Finanzen
Das Geldsystem bestimmt maßgeblich die Möglichkeiten und Grenzen des Finanzwesens. Die eine Sphäre der Finanzwirtschaft dient der Finanzierung realwirtschaftlicher Aktivitäten, die andere Sphäre dient selbstbezüglich der Verwaltung und Mehrung von Finanzvermögen. Dieser Bereich ist mit der Entfaltung des Giralgeldregimes der Banken hypertrophiert mit problematischen Folgen für Wirtschaft, Einkommens- und Vermögensverteilung.
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Welche Geld- und Bankingtheorie ist die richtige: Finanzintermediär-Theorie, fraktionale Reservetheorie oder Giralgeldschöpfung aus dem Nichts?
Der Mechanismus der Banken-Giralgeldschöpfung auf einer geringen Vollgeldbasis war schon den Teilnehmern der Currency-versus-Banking Debatte vor bald 200 Jahren bekannt. Die Theorie des Bankenkreditgeldes wurde ab den 1890er Jahren entwickelt. Und doch wollen noch heute viele Ökonomen und Bankpraktiker nichts davon hören.
Andere Autoren wiederum, die sich sozusagen an der Frontlinie der Entwicklung bewegen, schießen übers Ziel hinaus. Das gilt zum Beispiel für einen Artikel von Richard Werner, der drei Banking-Modelle unterscheidet: die Finanzintermediär-Theorie, die Theorie der Reservenzirkulation, und die Giralgeldschöpfung aus dem Nichts. Hier ist der Artikel von R. Werner
> Can Banks Individually Create Money out of Nothing? The theories and empirical evidence
Dazu von mir > Kritische Bemerkungen zu R. Werner's Banking Typologie, mit einer Erläuterung warum das Giralgeld der Banken zwar getrennt, aber nicht unabhängig vom Zentralbankgeld existiert
Das Papier als PDF >
Raimund Dietz
hat auf einer kompakten 25 seitigen Abhandlung viel Substanzielles zu sagen >Zur ökonomischen Logik des Vollgeldkonzepts
Seigniorage.
Das Privileg der Banken, ihr eigenes Giralgeld zu erzeugen
Forscher der New Economics Foundation (NEF), London, und der Copenhagen Business School (CBS) haben einen Ansatz zur Ermittlung der Seigniorage entwickelt, d.h. des Extragewinns aus der Erzeugung von Giralgeld durch die primäre Kreditausstellung der Banken. Eine empirische Fallstudie, die Britannien, Dänemark, teils auch die Schweiz und Island einbezieht, kam zu dem Ergebnis: bis zu drei Viertel der Gewinne der Banken. Höchste Zeit dieses neo-feudale Privileg abzuschaffen ...
Executive summary >
NEF and CBS full report >
CBS academic version openarchive >
CBS academic version direct >
Giralgeldmonopol und Eigengeschäft der Banken
Erhard Glötzl entwickelt in diesem Papier ein interessantes Theorem: Der große finanzielle Vorteil der Banken bei der Giralgeldschöpfung liege nicht darin, dass sie eine Extra-Seigniorage durch vermiedene Refinanzierungskosten erzielen. Infolge des Wettbewerbs unter den Banken (abgesehen vom Unterschied zwischen Groß- und Kleinbanken) gehe dieser hypothetische Extragewinn verloren. Nur bei Annahme von Oligopol-Bedingungen mag eine Giralgeld-Seigniorage ein Stück weit gegeben sein.
Viel bedeutender ist der Erwerb von mit Giralgeld bezahlten Wertpapieren und Sachwerten, da die Banken hier auch im Wettbewerb zu Nichtbanken stehen. In diesem Fall müssen sie den Vorteil aus den wesentlich niedrigeren Finanzierungskostengegenüber Nichtbanken (nur auf ca. 3% statt auf 100% der Summen) nicht oder nur teilweise weitergeben. Dadurch erzielen die Banken vergleichsweise erheblich höhere Gewinnmargen als andere Akteure. Für Glötzl ist dies der Hauptgrund für die Verschiebung vom Kreditgeschäft zum Investmentbanking. Damit verstoße das Eigengeschäft der Banken wegen ihres Giralgeldmonopols gegen die Regeln des freien Wettbewerbs und gegen den Gleichheitsgrundsatz der Verfassung.
Hier das ganze Papier Problematik der Giralgeldschöpfung durch Geschäftsbanken >